Freitag, 15. Februar 2013

Gesundheit!

Winter. Die Jahreszeit, in der die Erkältungs- und Grippeviren Fiesta in unseren Körpern feiern.

Eine deftige Erkältung ist so ziemlich das einzig zuverlässige im Winter, ob es nun schneit oder nur regnet, irgendwo lauern die Viren schon auf das nächste Opfer. Außerdem haben die Viren überall fleißige Helfer, die sie tatkräftig in ihrer Verbreitung unterstützen.

Und die Helfer sind .. wir. Denn wir lernen einfach nicht, unseren Hintern im Bett zu lassen und uns in Ruhe auszukurieren. Wir können nicht liegen bleiben, denn wir müssen die Welt retten. Alleine 1 Tag Abwesenheit im Büro könnte die ganze Firma zerstören, eigentlich gleich die ganze Branche und nichts und niemand könnte das verhindern.

Und so sitzt neben mir ein komplett verrotztes Virenmutterschiff, eingehüllt in einen Berg vollgeschnäutzter Taschentücher, mit triefender Nase, keuchendem Husten und nassgeschwitzer Stirn, glasigem Blick und der Aussage "Ich kann jetzt nicht krank sein, wer soll das denn alles übernehmen?" Ich erkläre vorsichtig, dass ich davon ausgehe, dass die Viren keine Rücksicht auf die Situation meines verschnupften Virentransportes nehmen werden. Meine Vorschläge, zum Arzt zu gehen oder einfach nur 2 Tage Bettruhe einzuhalten, werden mit einem dezenten Fingerzeig auf den Kamillentee abgewimmelt.

Mein Innerstes schreit nach einer Sagrotandusche, ich versuche die Luft anzuhalten oder in eine andere Richtung zu atmen. Das Wissen, bereits unzähliges Viren meines Nebenmannes eingeatmet zu haben, macht die Situation nicht besser, ich schaue nervös auf die Uhr, mein Drang, frische, virenfreie Luft einzuatmen, wird unerträglich. Jedwedes Husten und Niesen zwingt mich zu weiteren Minuten des Luftanhaltens. Kurz bevor ich ohnmächtig von meinem Stuhl falle, starte ich einen neuen Versuch mit der zaghaften Aussage, mein Urlaub würde in vier Tagen beginnen, es wäre sicher nicht schön, wenn ich dort krank werden würde. Die Antwort, da müsse ich aufpassen, es gehe gerade eine starke Erkältungswelle um und man könnte sich schnell anstecken, treibt mich fast in den Wahnsinn. Ich bleibe ruhig und verhalten und grummel irgendwas von "höchster Ansteckungsgefahr" und "Biohazard" in mich hinein.

Arbeitgeberfreundlich, wie ich bin, sitze ich 5 Tage später während meines Urlaubs in einem Wust von Taschentüchern, mit verstopfter Nase, Halsweh und Hustenattacken. Und schmiede Rachepläne. Dazu habe ich Zeit, denn mein Urlaub dauert nur 5 Tage und ich kann mich darauf verlassen, am ersten Arbeitstag wieder fit und gesund zu sein. Natürlich werden dann Bemerkungen wie "Oh nein, im Urlaub krank, das ist aber nicht schön!" oder "Ach, du bist ja arbeitgeberfreundlich" oder "Na so schlimm kann es ja nicht gewesen sein, du siehst ja äußerst fit aus" fallen. Und im schlimmsten Fall kommt der mittlerweile wieder gesundete Austräger der Erkältung um die Ecke mit dem Satz "Ich hab es ja gesagt, die Erkältungswelle geht grad überall rum!" Ich wandele meine innere Wut zu einem süffisanten Lächeln; wart´s ab... meine Zeit wird kommen!

Es ist dabei völlig egal, ob man zur Arbeit geht, in ein Geschäft oder in ein Restaurant. Denn überall findet man sie wieder, die unverbesserlichen Virenträger, ohne die die Welt unterginge, wenn sie nicht zu ihrer geplanten Zeit am geplanten Ort wären. Sie sitzen mit ihren geröteten Augen und Nasen um mich herum, entschuldigen sich kurz beim Niesen, wenn sie dezent die Hand vor den Mund halten. Vor meinem geistigen Auge sehe ich tausende hocherfreute, motivierte Virentierchen, die in alle Richtungen geschleudert werden. Zum Abschied noch ein kurzer feuchter Händedruck und sie haben ihren Job als Wirt getan.

Und dann, kurz bevor für alle die große Urlaubszeit beginnt, fahre ich abends mit der U-Bahn und dann, wenn niemand hinsieht, lecke ich kurz (mit angewidertem Blick) an der Haltestange. Möge mein Racheplan aufgehen und die Viren ihres tun.

Ich bleibe gesund. Mein Umfeld auch.
Eine Woche bevor mein Urlaub startet, sitze ich in einem Restaurant und bekomme mein Schnitzel serviert. Der Kellner schaut mich hilflos aus verquollenen Augen an, seine angeschwollene rote Nase tropft ....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen